Der „Ulli-Thiel-Friedenspreis“ für Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg ist am Donnerstag, 1. Juli in Karlsruhe verliehen worden. Den mit 500 Euro dotierten ersten Preis erhielt die neunjährige Sophia Weisbrod der Heiligenbergschule in Heidelberg. Gewürdigt werde die Drittklässlerin für ihre klare Aussage zum Thema Frieden in der Form eines „Elfchen-Gedichts“ (Gedicht in elf Wörtern), so die Jury.
Der Preis wird von der Evangelischen Landeskirche in Baden, der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Baden-Württemberg, und „pax an!“, Werkstatt für Pazifismus, Friedenspädagogik und Völkerverständigung ausgelobt. Namensgeber ist der Karlsruher Friedensaktivist und Sonderschullehrer Ulli Thiel (1943 – 2014). Von ihm stammt das bundesweit bekannte Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“.
„Mit nur elf Worten zeige ich, wie Frieden ohne Waffen möglich sein kann“, schrieb die Neunjährige in ihrer Bewerbung. Das Wichtigste sei es, miteinander zu reden und zu versuchen, den anderen zu verstehen, heißt es in dem Gedicht. Sophia verfasste es, nachdem sie mit ihren Eltern Soldatenfriedhöfe in der Normandie besucht hatte.
In seiner Laudatio lobte der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh die „kreativen, spannenden und aufrüttelnden Beiträge“ der Kinder und Jugendlichen und ihre Ideen, wie Konflikte ohne Macht und Gewalt gelöst werden können. Mit 11 Einsendungen sei das Vorjahresergebnis trotz Corona übertroffen worden. Sonnhild Thiel schilderte eindrücklich das gemeinsame Engagement für Gewaltfreiheit an der Seite ihres Mannes seit den 60er Jahren. „Friedenserziehung ist ein wichtiger Schritt, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Aus vielen kleinen Schritten wird eine Bewegung.“ In einem Videogrußwort machte Arun Gandhi, der Enkel von Mahatma Gandhi, deutlich wie wichtig es ist, Frieden in der unmittelbaren Umgebung zu fördern und zu stärken.
Auf den zweiten Platz kamen zwei Beträge. Schülerinnen und Schüler der IB Schule für Arbeitserziehung in Freiburg erarbeiteten verschiedene Aspekte des Friedens und setzen sie zu einer aussagekräftigen Collage zusammen. So wird deutlich: Frieden ist ein wechselseitiges Bezogensein von Innen- und Außenwelt. Die 11. Klasse im evangelischen Religionsunterricht des Robert-Gerwig-Gymnasiums in Hausach reichte in Einzel- und Gemeinschaftsarbeiten acht sehr unterschiedliche Arbeiten zum Thema “ Wege zu Gerechtigkeit und Frieden“ ein.
Den vierten Platz teilten sich auch zwei Einsendungen. Aus der ehemaligen Schule Ulli Thiels, der Erich-Kästner-Schule Karlsruhe für Hör- und Sprachschädigte schickten Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 5g Bilder. „Ohne Waffen“ war ihnen wichtig. Aus schwarz/weiß Fotos haben sie den Krieg und seine Waffen herausgeschnitten. Stattdessen machen bunter Stoff und Perlen deutlich: Der Frieden ist bunt und lebendig. Am St. Gertrudis Gymnasium in Ellwangen haben sich Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 1 im Wahlfach Psychologie mit der „Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg“ beschäftigt. Das Erklärvideo, das Anna Czapka und Carmen Majstoro zusammen mit Klassenkameradinnen gestaltet haben, verdeutlicht die vier Schritte der GFK in zwei Spielszenen.
Einen Sonderpreis vergab die Jury für das Hörspiel „Die Schlangenbande“. Der Jury beeindruckte die Einsendung von Silas Degen, 12. Klasse an der Michelsenschule Hildesheim, in dem vergessene Menschen aus Alfeld (Niedersachsen) im Mittelpunkt stehen, denen während der Nationalsozialistischen Willkürherrschaft Unrecht widerfuhr.
In der Jury wirkten mit: Sigrid Altherr-König für die DFG-VK, Gisela Kehrer-Bleicher für Pax an sowie Stefan Maaß und Katharina Vetter für die Evangelische Landeskirche in Baden.
An dem Wettbewerb, der seit 2019 jährlich ausgeschrieben wird, können Einzelpersonen, Klassen oder Arbeitsgruppen aus Schulen in Baden-Württemberg teilnehmen. Namensgeber Thiel war auch Ideengeber der Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm 1983, der bislang größten Aktion der Friedensbewegung in Deutschland mit 400.000 Menschen. Die neue Ausschreibung startet nach den Sommerferien.