Am 12. Februar 2016, fand im Berufsschulzentrum Bad Saulgau ein Marktplatz für Ausbildung statt. Auf dieser schul-internen Berufsmesse hatte unter anderen auch die Bundeswehr einen Stand mit ein bis zwei KarriereberaterInnen.
Das Groteske dieses Auftrittes der Bundeswehr in einer zivilen Umgebung wurde nur dadurch übertroffen, dass sie ausgerechnet am Red Hand Day stattfand – dem internationalen Tag gegen Kindersoldaten. Dieser richtet sich weltweit gegen die Rekrutierung von Minderjährigen. Laut den Pariser Prinzipien sind Kindersoldaten alle unter 18-Jährigen, die von einer bewaffneten Kraft rekrutiert wurden oder von ihr benutzt werden. Auch in Deutschland ist dies ein großes Thema: Leider werden hier nach wie vor Jugendliche in die Armee aufgenommen. Nicht nur damit verstößt Deutschland gegen Empfehlungen der UN, wonach keine minderjährigen rekrutiert werden sollen. Auch die massive Werbekampagne der Bundeswehr ist sehr bedenklich und erinnert an Strategien, die bewaffnete Gruppen in Ländern anwenden, die als Schauplatz für die Kriege benutzt werden. Mit ihrer Werbung, die genau auf Jugendliche zugeschnitten ist, verfolgt die Bundeswehr das Ziel Jugendliche zu manipulieren. Ihre Köpfe sollen derart militarisiert werden, dass Großmachtansprüche der Bundesregierung als notwendig und die Kriegseinsätze der Bundeswehr für die Bereicherung der Eliten an gestohlenen Ressourcen als etwas der Entwicklung und dem Frieden förderliches erscheinen.
Besonders doppelzüngig ist hierbei die Position der Bundesregierung, die nach außen hin betont, ihr sei der Einsatz gegen Kindersoldaten wichtig, sich aber gleichzeitig bei der UN um eine Aufweichung der Regelungen betreffend des Alters bemühte, wann Jugendliche in die Armee dürfen und dabei der Bundeswehr weiterhin Gelder in Millionenhöhe zur Verfügung stellt, um Jugendliche für den Krieg zu gewinnen.
Proteste dagegen dürfen natürlich nicht fehlen. Von der Initiative „Aktion Rote Hand“ gingen am 12. Februar unterschiedlichste Aktionen für den Tag gegen Kindersoldaten aus. Zum Beispiel wurden an vielen Stellen mit Fingerfarbe rote Hände auf Leinwänden gesammelt. Auch das Bündnis „Schulfrei für die Bundeswehr – Lernen für den Frieden“ verband eine solche Aktion mit dem Protest gegen den Stand der Bundeswehr bei der Berufsschule in Bad Saulgau.
Die roten Hände waren dabei nicht nur ein guter Blickfang, sondern lieferten auch eine perfekte Vorlage um mit den SchülerInnen über den Red Hand Day ins Gespräch zu kommen. Interessierte SchülerInnen wurden mit Flyern und Broschüren rund um das Thema versorgt. Besonders intensiv wurden zwei Gespräche mit Jugendlichen, 15 und 18 Jahre alt, die bereits fest entschlossen waren bei der Bundeswehr eine Ausbildung zu machen. Man konnte an ihrem Interesse unserer Kampagne gegenüber sehen, wie wichtig es gerade für diese Jugendlichen war, auch kritische Sichtweisen zu diesem Thema zu reflektieren. Alles in allem stieß unsere Aktion auf positive Reaktionen unter den Jugendlichen. Im Anschluss erlaubte es die Cafeteria der Schule, Postkarten über den Red-Hand-Day bei ihnen auszulegen.
Inzwischen hat die Aktion bereits internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Sie wurde auf der Seite „Countering the militarization of Youth“, einer Kampagne von War Resisters International veröffentlicht